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Umberto Eco: Wie man ein Inventar erstellt

Die Regierung verspricht, man werde bald etwas tun, um die Autonomie der UniversitĂ€ten zu sichern. Im Mittelalter waren die UniversitĂ€ten autonom und funktionierten besser als heute. Die amerikanischen UniversitĂ€ten, von deren Perfektion so fabelhafte Dinge erzĂ€hlt werden, sind autonom. Die deutschen UniversitĂ€ten sind von den BundeslĂ€ndern abhĂ€ngig, aber regionale Regierungen sind beweglicher als Zentralverwaltungen, und bei vielen Fragen, wie etwa der Berufung von Professoren, ratifiziert die Landesregierung nur noch pro forma, was die UniversitĂ€t beschlossen hat. In Italien lĂ€uft ein Wissenschaftler Gefahr, wenn er aufdeckt, daß das Phlogiston nicht existiert, am Ende Axiomatik des Phlogistons zu lehren, denn ist der Begriff erst einmal in die ministeriellen Listen gelangt, kann er nur noch geĂ€ndert werden um den Preis langwieriger Verhandlungen zwischen sĂ€mtlichen Hochschulen des ganzen Landes, dem Obersten Wissenschaftsrat, dem Ministerium und einigen anderen Behörden, deren Namen mir entfallen sind.

Die Forschung schreitet voran, wenn jemand einen Weg sieht, den vorher niemand gesehen hatte, und ein paar andere Leute mit großer Entscheidungsfreiheit beschließen, ihm Glauben zu schenken. Bedarf es aber, um einen Stuhl in Sterzing zu verrĂŒcken, erst einer Entscheidung in Rom, nach Anhörung von Chivasso, Terontola, Afragola, Montelepre und Decimomannu, so ist kIar, daß er frĂŒhestens dann verrĂŒckt wird, wenn es nichts mehr nĂŒtzt.

In Italien stockt die Forschung freilich auch deshalb, weil die BĂŒrokratie uns zwingt, viel Zeit mit der Lösung lĂ€cherlicher Probleme zu vertun. Ich bin Direktor eines UniversitĂ€tsinstituts und mußte als solcher vor ein paar Jahren, wie alle meine Kollegen, ein sehr detailliertes Inventar der beweglichen GĂŒter des Instituts erstellen. Die einzige Angestellte, die mir zur VerfĂŒgung stand, hatte tausend andere Dinge zu tun. Man konnte eine Privatfirma mit der Inventur beauftragen, die dafĂŒr 300.000 Lire verlangte. Das Geld war vorhanden, aber nur in einem Fonds fĂŒr »inventarisierbares Material«. Wie kann man eine Inventur fĂŒr inventarisierbar erklĂ€ren?

Ich mußte eine Kommission von Logikern einberufen, die ihre Forschungen fĂŒr drei Tage unterbrachen. Sie befanden, daß in der Frage etwas Ähnliches vorliege wie im Paradoxon der Gesamtmenge der Normalmengen. Dann beschlossen sie, daß der Akt des Inventarisierens, da ein Ereignis, kein inventarisierbarer Gegenstand sei, aber zwangslĂ€ufig der Erstellung von Inventaren vorausgehe, welche ihrerseits, da Objekte, inventarisierbar seien. Die private Firma wurde gebeten, uns nicht den Akt des Inventarisierens in Rechnung zu stellen, sondern dessen Ergebnis, und so machten wir Inventur. Ich hatte seriöse Gelehrte mehrere Tage lang von wichtigen Aufgaben abgehalten, aber ich hatte eine GefĂ€ngnisstrafe wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder vermieden.

Einige Monate spĂ€ter kam der Pedell und eröffnete mir, es fehle an Klopapier. Ich sagte ihm, er solle welches kaufen. Die InstitutssekretĂ€rin wies mich darauf hin, daß wir nur noch Gelder fĂŒr inventarisierbares Material hĂ€tten, und gab zu bedenken, daß neues Klopapier zwar inventarisiert werden könne, aber daß Klopapier aus GrĂŒnden, die ich nicht weiter vertiefen will, zum Zerfall tendiere, und wenn es einmal zerfallen sei, verschwinde es aus dem Inventar. Ich berief also eine Kommission von Biologen ein, um zu erfahren, wie man gebrauchtes Klopapier inventarisieren könne. Theoretisch sei das schon möglich, wurde mir als Antwort zuteil, aber die menschlichen Kosten seien sehr hoch.

Ich berief eine Kommission von Juristen ein, die mir schließlich die Lösung lieferte, nach der ich seither verfahre: Ich nehme das Klopapier in Empfang, inventarisiere es und lasse die Rollen aus wissenschaftlichen GrĂŒnden auf die Toiletten des Instituts verteilen. Wenn das Papier dann verschwindet, erstatte ich Anzeige wegen Diebstahls von inventarisiertem Material durch Unbekannte. Leider muß ich die Anzeige jeden zweiten Tag wiederholen, und ein Inspektor des staatlichen Sicherheitsdienstes hat bereits schwerwiegende Bedenken gegen die Leitung eines Instituts vorgebracht, in welches Unbekannte so leicht und in so regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden infiltrieren können. Ich werde verdĂ€chtigt, aber ich habe mich gut abgesichert, mich kriegen sie nicht.

Das Dumme ist nur: Um diese Lösung zu finden, habe ich illustre Wissenschaftler tagelang von gemeinnĂŒtzigen Forschungen abhalten mĂŒssen, habe öffentliche Gelder in Form von Zeit des lehrenden und nicht lehrenden Personals, von Telefonaten und Portokosten vergeudet. Aber niemand wird der Veruntreuung von Staatsgeldern bezichtigt, wenn alles nach dem Buchstaben des Gesetzes lĂ€uft.

Umberto Eco (1986)
© Carl Hanser Verlag (MĂŒnchen, Wien - 1990, 1993, 2000, 2003)

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